Retro-Zeit
(1935-1950)

Weltkriege, Unsicherheit, Flucht und Neubeginn prägen diese Jahre. Vieles ist knapp, auch Edelmetalle: Platin wird für Rüstungszwecke gebraucht, Gold ist gefragt, Edelsteine werden protzig und raffiniert verarbeitet. Die Menschen suchen nach Lichtblicken, nach Momenten des Glamours in schwierigen Zeiten – in Musik, Mode und, ja, auch im Schmuck.

Der Schmuck der Retro-Zeit ist kraftvoll, optimistisch, manchmal fast verspielt: Grosse, voluminöse Formen, Schleifen, Knoten und Blumen aus Gelbgold, oft mit raffinierten beweglichen Gliedern. Techniken wie Fantasie-Fassungen bringen Dynamik. Nach dem Krieg, im beginnenden Wirtschaftswunder, leuchten Cocktailringe mit bunten Steinen wie Citrin, Aquamarin oder Topas. Schmuck wird zur Bühne für Lebensfreude, das Design ist selbstbewusst und laut. Die Skizzen und Magazinmotive zeigen plastische, dreidimensionale Formen – Schmuck als Zeichen dafür, dass das Leben weitergeht.

Historisches Beispiel

Goldarmband in Rosé- und Gelbgold,
Retro-Zeit um 1940

Markantes Armband aus der Retro-Zeit, um 1940. Gefertigt aus breiten, architektonisch geformten Gliedern in Rosé- und Gelbgold, die kraftvoll ineinandergreifen und ein plastisches Relief bilden. Die abwechselnden Farbnuancen des Goldes verstärken die dynamische Wirkung des Schmuckstücks, das durch seine monumentale Gliederung besonders eindrucksvoll erscheint.

  • Das Armband ist ein typisches Beispiel für den sogenannten „Tank-Schmuck“ der 1940er-Jahre. Inspiriert von den Ketten und mechanischen Formen der Panzerfahrzeuge, die im Krieg allgegenwärtig waren, entwickelten die Goldschmiede eine neue, selbstbewusste Formensprache. Platin und Edelsteine waren kriegsbedingt kaum verfügbar, weshalb Gold – bevorzugt in warmen Rosé- und Gelbtönen – zum dominierenden Material wurde.

    Dieses Armband verkörpert die Retro-Ästhetik in ihrer reinsten Form: eine Symbiose aus Stärke, technischer Präzision und dekorativer Eleganz. Es steht zugleich für die Resilienz der Schmuckkunst, die selbst in Zeiten des Mangels kreative Wege fand und den Zeitgeist mit einem völlig neuen Ausdruck einfing.So vereint das Armband alles, was Berliner Eisen ausmacht: streng geordnete Formen, klassizistische Klarheit und symbolische Tiefe. Es wurde nicht nur als Schmuck getragen, sondern auch als Bekenntnis zu Patriotismus und moralischen Werten – und ist damit ein eindrückliches Zeitzeugnis der frühen 19. Jahrhunderts.

Weitere Schmuckstücke

Secret Watch aus Roségold
mit Diamantbesatz, um 1950