Art Déco
(1918-1940)

Jazz, Goldrausch und Unsicherheit: Zwischen Aufbruch, Luxus und der Angst vor dem Verlust. Die 1920er und 30er Jahre sind geprägt von Kontrasten. Nach dem Ersten Weltkrieg suchen die Menschen nach neuen Freiheiten – Jazz, Charleston und Filmstars bringen Glanz in den Alltag, während sich Städte rasant wandeln: Autos, Telefone, elektrische Reklame prägen das neue Stadtbild. Doch gleichzeitig sind die Jahre von grosser Unsicherheit überschattet: In vielen Ländern wie USA und grosse Teile der Industriestaaten, besonders aber in Deutschland führen Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und eine dramatische Inflation zu gesellschaftlichen Erschütterungen. Innerhalb weniger Monate verliert das Papiergeld seinen Wert, Menschen müssen mit Koffern voller Inflationsgeld bezahlen, Vermögen und Ersparnisse schmelzen dahin.

Gerade in diesen Zeiten gewinnt Schmuck eine ganz neue Bedeutung: Er wird zum sicheren Hafen, zur Wertanlage, zum „tragbaren Kapital“. Viele Familien retten sich durch den Verkauf oder Tausch von Goldschmuck über die Krise, Schmuckstücke werden weitergegeben, getauscht oder sogar eingeschmolzen. Im Design dieser Epoche dominieren klare, geometrische Formen – Art Déco bedeutet Eleganz und Selbstbewusstsein, aber auch die Sehnsucht nach Beständigkeit in unsicheren Zeiten. Platin, funkelnde Diamanten, Onyx, Smaragde, Saphire und Korallen sind gefragt, neue Fassungen wie der Baguette- oder Carré-Schliff bringen moderne Architektur ins Schmuckstück. Auch in den Skizzen und Stücken dieser Zeit spiegelt sich die Ambivalenz aus Glamour und existenzieller Sorge – Schmuck ist Luxus und Überlebensstrategie zugleich. Ein eindrucksvolles Zeitdokument sind die in der Ausstellung gezeigten Scheine und Münzen des Inflationsgeldes – im Gegensatz zur bleibenden Faszination und Wertbeständigkeit echter Juwelen.

Historisches Beispiel

Französischer Armreif mit Drachenköpfen und Jade,
Art Déco um 1925

Prächtiger Armreif aus der französischen Schmuckkunst der Art-Déco-Zeit um 1925. Die Basis aus hellem Nephrit ist an den Enden mit plastisch ausgearbeiteten Drachenköpfen in Gelbgold und Platin verziert, deren Augen aus Kugeln von tiefblauem Lapislazuli bestehen. Im Zentrum sitzt ein geschnitzter, intensiv grüner Jadestein, flankiert von Diamanten in Platin gefasst, die den Mittelstein wirkungsvoll hervorheben.

  • Das Schmuckstück vereint die strenge Eleganz der französischen Art-Déco-Formensprache mit der Mode der 1920er-Jahre für exotische Materialien und Symbole. Drachen, Sinnbilder für Stärke und Schutz, wurden hier kunstvoll mit Jade und Lapislazuli kombiniert – Steinen, die in den Pariser Ateliers jener Zeit grosse Beliebtheit genossen.

    Die Verbindung von edelsten Materialien und fernöstlicher Symbolik steht in direktem Zusammenhang mit der legendären Pariser Weltausstellung von 1925, die dem Art Déco seinen Namen gab und den internationalen Luxusgeschmack nachhaltig prägte.So vereint das Armband alles, was Berliner Eisen ausmacht: streng geordnete Formen, klassizistische Klarheit und symbolische Tiefe. Es wurde nicht nur als Schmuck getragen, sondern auch als Bekenntnis zu Patriotismus und moralischen Werten – und ist damit ein eindrückliches Zeitzeugnis der frühen 19. Jahrhunderts.

Weitere Schmuckstücke

Art-Déco-Diamantbrosche von Van Cleef & Arpels in Blütenform, um 1930

Art-Déco-Ring mit Diamanten
und Smaragden, um 1925